meine Bank | Nr. 28 – Dezember 2022

meine Bank Dezember 2022 Viel mehr als nur der Brenzursprung Über 700 Jahre ist es her, dass Zisterziensermönche in Königsbronn ein Kloster errichteten. Eines der Gebäude auf dem Klosterareal ist die Pfisterei aus dem 16. Jahrhundert. Über die Jahre kam das Gebäude immer mehr herunter. Heute ist es aber nicht wiederzuerkennen, denn der Königsbronner Kulturverein kaufte es 2006 und rettete es aus seinem Dornröschenschlaf. Ein Trupp voller Talente. Eins zeichnet den Kulturverein besonders aus: die Vielfalt der Talente und das unglaubliche Engagement der ehrenamtlich tätigen Ruheständler. Vieles konnte in Eigenregie renoviert werden, denn jeder hat spezielle Fähigkeiten. Das gilt auch für Ulrich Knöller, seines Zeichens Bauingenieur und seit 2007 Vereinsvorsitzender. Und so machte sich die Truppe ans Werk, renovierte das Gebäude, etablierte die Klosterschenke, die Barbarastube und vor allem auch die Räume für das Kannenmuseum. Es entstand aus einer Stiftung der gebürtigen Königsbronnerin Elisabeth Hug, die rund 2500 Porzellanteile zusammengetragen hatte und diese öffentlich präsentieren wollte. Die Pfisterei bot dafür die geeigneten Räume und so wurde das Museum, das jedes Jahr rund 1000 Besucher zählt, im Jahr 2011 eröffnet. Kloster mit Bahnanschluss. Ebenfalls unter der Obhut des Kulturvereins steht das Torbogenmuseum – das Gebäude zählt mit zur Klosteranlage – und auf der anderen Seite der Bahnlinie das „Lange Haus“. Hier renovierten die Vereinsmitglieder die Fassade samt Fenster und Läden. Sie wurden dabei auch von einem Mitarbeiter des Denkmalamts tatkräftig unterstützt. „Er zeigte uns, wie alles geht“, erinnert sich Ulrich Knöller und ergänzt: „Innen ist es noch nicht renoviert. Das gilt auch für die Räume, die einmal die Wohnung des Hüttenwerksdirektors waren.“ Industrie erleben. Die Hüttenwerke sind schon das nächste Stichwort, denn sie sind immerhin Deutschlands ältester Industriebetrieb. Bereits 1667 entstand Wer an Königsbronn denkt, dem kommt sicher zuerst der Brenzursprung in den Sinn. Doch der kleine Ort hat eine spannende Geschichte. Und der Kulturverein engagiert sich seit vielen Jahren dafür, diese wieder erlebbar zu machen. Das große ehrenamtliche Engagement des Kulturvereins wird an vielen Orten in Königsbronn sichtbar: beim Kaffeekannenmuseum in der alten Pfisterei des Klosters, beim alten Hochofen der Hüttenwerke oder in der Feilenschleiferei an der Brenz – hier mit dem Vereinsvorsitzenden Ulrich Knöller. Die Schleiferei beherbergt heute auch eine kleine Brauerei samt sommerlichem Biergarten. hier oben am Hang das „Alte Gießhaus“ mit seinem beeindruckenden Flammofen, auf dem unter anderem Hartgusswalzen hergestellt wurden. „Der heutige Ofen samt Kran stammt aus dem Jahr 1854“, erklärt Ulrich Knöller. „Er wurde erst mit Holz, dann ab 1865, als die Brenzbahn eröffnet wurde, mit Steinkohle aus dem Ruhrgebiet befeuert.“ Fünf Jahre lang werkelten die Leute des Kulturvereins an diesem eindrucksvollen Gebäude, das heute im Rahmen vorab gebuchter Führungen besichtigt werden kann. Ein Stück Industriegeschichte zeigt das neueste Projekt des Vereins, die Feilenschleiferei mit dem großen Wasserrad und vielen Originalwerkzeugen. Nachdem das Gebäude 30 Jahre leer stand, eröffnete der Verein dort 2013 ein Museum. Im danebenliegenden ehemaligen Wohnhaus entstand vor kurzem sogar noch eine kleine Brauerei. Dabei stammt die Einrichtung des Gastraums aus dem ehemaligen Rössle und im Sommer finden die Gäste auch ein lauschiges Plätzchen im Biergarten. Es ist also höchst beachtlich, was der Verein mit 300 Mitgliedern, darunter 50 aktiven, in einer Gemeinde mit 7000 Einwohnern leistet. Unterstützt wird die Arbeit von vielen Sponsoren, darunter auch die Heidenheimer Volksbank, und privaten Gönnern, zu denen nicht zuletzt der ehemalige Apotheker Horst Schmidt zählt. Der wichtigste Faktor bleibt aber sicher das Engagement der vielen aktiven Helfer, die bestimmt schon das nächste Projekt planen. 12 Engagement

RkJQdWJsaXNoZXIy NDU5MjM=