meine Bank | Nr. 27 – Mai 2022

meine Bank Mai 2022 7 Die dritte Komponente bildet schließlich die betriebliche Altersversorgung, kurz bAV. Der Grundgedanke hinter allen Konzepten dieser Vorsorgeform ist es, dass der Arbeitgeber seinem Arbeitnehmer für dessen Rentenalter die Zahlung einer Rente zusagt. „Damit sollte eigentlich jeder seine persönlichen Bedürfnisse absichern können, mag man zunächst denken“, sagt Sabine Uhl, Privatkundenberaterin im Kundencenter in der Heidenheimer Karlstraße. „Aber oft liegen gleich mehrere Fehleinschätzungen vor.“ Richtig abschätzen. Denn geht es darum, den Finanzbedarf für sich selbst einzuschätzen, werden einige Faktoren oft nicht korrekt betrachtet. Da ist zum einen die Lebenserwartung. Sie beträgt für neugeborene Jungen 78 Jahre, für Mädchen 83 Jahre. Das heißt aber nicht, dass der Durchschnittsmann beim Renteneintritt mit 65 nur noch 13 Jahre zu leben hat. Denn er hat sein „Sterberisiko“ bereits 65 Jahre ausgetrickst und kann sich im Durchschnitt auf weitere 17,5 Jahre freuen. Auch das Finanzamt mischt mit, denn Einkünfte aus der gesetzlichen Rente sind steuerpflichtig. Zwar wird nicht die gesamte Rente versteuert, aber der steuerfreie Teil der Rente wird in den kommenden Jahren immer kleiner und ab 2040 müssen alle Renten, auch betriebliche und staatliche geförderte, zu 100 Prozent versteuert werden. Und dann bleibt noch das Thema Kaufkraft, das gerade durch die hohe Inflation und Rekordpreise z. B. bei Energie und Wohnen aktueller ist als je zuvor. Was bleibt also von meiner Vorsorge, wenn ich in Rente gehe, ist die entscheidende Frage. Kann ich damit meinen gewohnten Lebensstandard halten oder klafft eine „Versorgungslücke“, wie die Experten das nennen? Eigeninitiative ist gefragt. „Aussitzen gilt nicht“, meint daher Lars Brandecker, Zweigstellenleiter in Schnaitheim, und setzt auf Eigeninitiative beim Thema Altersvorsorge: „Rente muss man selber machen“, ist seine Überzeugung. Und er gibt gleich einige Tipps ... Rechtzeitig anzufangen, ist für den 26-Jährigen das A und O: „Nur dann kann ich den Zinseszinseffekt nutzen und auch Schwankungen an den Kapitalmärkten gleichen sich über einen längeren Zeithorizont aus.“ Im Detail bedeutet das, dass durch die Wiederanlage der Erträge, also Zinsen oder anderer Renditen, das Vermögen exponentiell wächst. Und das Renditedreieck des deutschen Aktieninstituts zeigt, dass bei einem Anlagehorizont über 10 Jahre der DAX in den letzten 50 Jahren durchweg positive Renditen erwirtschaftet hat. „Das heißt aber nicht, dass man mit über 50 nichts mehr für seine Altersvorsorge tun kann,“ ergänzt Sabine Uhl. Man hat dann meist höhere Einkommen, oft ist auch das Eigenheim abbezahlt oder Lebensversicherungen stehen zur Auszahlung an. All das gibt finanzielle Freiräume, um auf der Zielgeraden noch einmal Gas zu geben. Bereits hier wird deutlich, dass Vielfalt das große Thema der Altersvorsorge ist. Das gilt sowohl für die unterschiedlichen Lebenssituationen und -planungen als auch für die verfügbaren Instrumente, aus denen sich eine individuell passende Altersvorsorge zusammensetzen kann. Einen kleinen Ausschnitt mit Beispielen bietet die Übersicht auf den nächsten Seiten. Umso wichtiger ist es, drei Fragen offen und ehrlich zu beantworten: Wo stehe ich aktuell? Welche Ansprüche habe ich für die Zukunft? Und wie sieht dann der Weg dorthin heute und in den nächsten Jahrzehnten aus? Alle Daten auf den Tisch. Ein erster wichtiger Schritt ist eine umfassende Bestandsaufnahme. Angestellte nutzen dafür zunächst die jährliche Mitteilung der Deutschen Rentenversicherung, in der die zu erwartende Altersrente dargestellt wird. Noch detaillierter ist die Rentenauskunft, die ab dem 55. Lebensjahr alle drei Jahre ins Haus geschickt wird. Am besten den Versicherungsverlauf genau prüfen! Die drei Säulen der Altersversorgung Betriebliche Altersvorsorge Private Altersvorsorge Gesetzliche Rentenversicherung Altersversorgung 7 Titelthema

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